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Ein Auto von der Glücksspirale

Festakt zur Wiedereröffnung der Evangelischen Frauen- und Mütterkurklinik – Sanierung für 3, 8 Millionen Euro – Bericht aus der Schwäbischen Zeitung 18.09.2016 von Barbara Waldvogel – Foto Steffen Lang

Frank Ackermann (rechts) von der Toto-Lotto-Bezirksdirektion überreichte beim Festakt den Scheck für ein Auto. Freudig wurde er entgegengenommen von den Schirmherrinnen Tülay Schmid und Edeltraud July, sowie Marianne Wiest und Rebekka Müller von der

bawa

Bad Wurzach sz Die Gute-Laune-Farben Sonnengelb und Orange leuchten den Besuchern entgegen, wenn sie heute die Evangelische Frauen- und Mütterkurklinik betreten. 3,8 Millionen Euro waren nötig, um das Haus nicht nur energetisch auf den neuesten Stand zu bringen, sondern auch zu vergrößern, notwendige Renovierungen vorzunehmen und mit einem Farbkonzept aufzufrischen. Innerhalb von zehn Monaten war alles geschafft, und so gab es zur feierlichen Eröffnung mit rund 100 Gästen viele lobende Grußworte und strahlende Gesichter.

„Das ist ein Freudentag für Bad Wurzach“, erklärte ein gutgelaunter Bürgermeister Roland Bürkle, der sogleich die Anrede als „Oberbürgermeister“ korrigierte. „Ich habe niemals den Titel Oberbürgermeister benutzt“, versicherte er in Anspielung auf die Hochstapelei des geschassten Kurdirektors. Voll des Lobes war er für die Baumaßnahmen in der Kurklinik, da damit der Bestand dieser Einrichtung in Zukunft gesichert sei. „Dieses Ja zur Stadt tut gut“, sagte er und spielte auch auf die wirtschaftliche Bedeutung der Kurgäste an. Als Dank für die gute Arbeit des 40-köpfigen Mitarbeiterteams hatte er einen Pflanzen-Gutschein dabei.

Geld für einen Siebensitzer

Zahlreiche Geschenke konnten an diesem Tag Einrichtungsleiterin Rebekka Müller und Hauswirtschaftsleiterin Marianne Wiest entgegennehmen – bis hin zum Auto. Frank Ackermann, Geschäftsführer der Toto-Lotto-Bezirksdirektion Donau-Oberschwaben, überreichte einen symbolischen Scheck in Höhe von rund 17000 Euro, damit ein Siebensitzer zum Transfer der Patientinnen angeschafft werden kann. Dankbar nahmen die Schirmherrinnen Edeltraud July, die Frau von Landesbischof Frank Otfried July, sowie Tülay Schmid, die Frau des bisherigen SPD-Landeschefs Nils Schmid, diese Zuwendung entgegen. Wissen sie doch als Repräsentantinnen der Evangelischen Müttergenesung in Württemberg sehr wohl, wie wichtig auch heute diese Einrichtungen sind.

Die Mehrfachbelastung durch Familie und Beruf sei für Frauen heute nicht geringer als vor 56 Jahren, als das Müttergenesungswerk gegründet wurde, sagte Angelika Klingel, Geschäftsführerin der Evangelischen Mütterkurheime in Württemberg e.V. „Frauen haben oft auch sehr hohe Erwartungen an sich selbst. Sie wollen alles möglichst perfekt machen.“ Beim „Müttertalk“ berichteten July und Schmid auch aus eigenen Erfahrungen. So zog Edeltraud July nicht nur vier Kinder groß, sondern pflegte auch sechs Jahre lang die Mutter im eigenen Haus. Tülay Schmid genoss selbst schon einmal eine Mütterkur. Sie versicherte, sie fühle sich in diesem Haus in Bad Wurzach auch als Muslimin sehr wohl. Das soll auch so sein, denn wie die Stuttgarter Prälatin und Vorsitzende der Evangelischen Mütterkurheime in Württemberg, Gabriele Arnold, betonte, sind die Einrichtungen allen Frauen offen, egal welcher Konfession oder Religion sie angehören.

Manfred Lucha vom Bündnis90/Die Grünen, der Sozialminister des Landes, betonte die Bedeutung von Ruhephasen in unserer schnelllebigen Zeit. Gerade auch „Mütter als Sozialarbeiterinnen der Gesellschaft“, die nach der Erziehung der Kinder oft die Pflege der Angehörigen übernähmen, bräuchten solche Erholungsräume. Allerdings ließe die Bewilligung einer Kur oft zu lange auf sich warten, betonte der Politiker.

Als einen Beitrag der Kirche für eine gelingende Gesellschaft bezeichnete Kirchenrat Hans-Joachim Janus das Engagement der Landessynode, die die Mittel dafür bereitgestellt hat. Finanziert wurde der Umbau unter anderem von der Landeskirche, dem Bundesfamilienministerium und dem Deutschen Hilfswerk/Deutsche Fernsehlotterie. Anna Leonhardi vom Evangelischen Fachverband für Frauengesundheit betonte, dass die Bad Wurzacher Klinik einen ausgezeichneten Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus genieße.

Auch vier neue Zimmer

Nach so vielen Reden durften die Gäste endlich die Baumaßnahmen in Augenschein nehmen, die Edwin Heinz vom Architekturbüro GMS, zuvor beschrieben hatte. Das 1962 erbaute Haus war bereits 1985 von GMS umgebaut worden. Vergrößert wurde nun der Speisesaal im Erdgeschoss, der jetzt einen rundum begehbaren Buffetaufbau ermöglicht. Im Oberstock darüber wurde der Saal erweitert. Zusätzlich konnten vier neue Zimmer eingerichtet werden. Es gibt jetzt überall neue Balkone, neue Fenster, einen zweiten Aufzug, einen Fitnessraum, eine Infrarotkabine und einen Raum der Stille mit Glasfenstern in Rot und Orange nach dem Farbkonzept von Stefanie Lampert – „ein Herzstück unseres Umbaus“, so Klingel.

Die Außenanlagen bekamen nicht nur mehr Autostellplätze, sondern auch einen Seerosenteich und ein Labyrinth, das zur Ruhe und Mitte führen soll. Auch der Kreativraum im Untergeschoss wurde freundlicher gestaltet. Selbstverständlich sind bei solchen Investitionen, die sich laut Klingel von den ersten Planungen 2009 in Höhe von 1,7 Millionen mehr als verdoppelten, die energetische Sanierung samt Anbau eines Blockheizkraftwerks und die Berücksichtigung verschärfter Brandschutzbestimmungen.

Die Evangelische Frauen- und Mütterkurklinik, Elly-Heuss-Knapp-Weg 5, Bad Wurzach, lädt am Sonntag, 23. Oktober, von 13.30 Uhr bis 16 Uhr zum Tag der offenen Tür ein.

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